Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (Bagso) warnen vor der Einführung eines rein digitalen 49-Euro-Tickets. „Für die Millionen meist älteren Menschen ohne Smartphone und Internetzugang ist es wichtig, dass das 49-Euro-Ticket nicht nur digital genutzt werden kann, sonst werden sie ausgegrenzt“, sagte Bagso-Präsidentin Regina Görner der „Bild“-Zeitung. „Wir bitten darum, dass es auch an Kassen und Automaten erhältlich ist und zwar ohne zusätzliche Kosten.“ Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, sagte der Zeitung, es sei wichtig, dass die Online-Formulare zur Erlangung der Mitgliedschaft barrierefrei seien. Zudem sollen diese Abonnements nicht nur online, sondern auch an der Kasse oder im Kundencenter abgeschlossen werden können. „Das ist wichtig für alle Menschen, die aus verschiedenen Gründen keinen Zugang zum Internet haben.“ Unabhängig davon sollten auch Ticketautomaten grundsätzlich barrierefrei sein.
Einführung des 49 Euro Tickets
Die Deutsche Bahn sieht keine Möglichkeit, zusätzliche Züge zu nutzen, wenn das 49-Euro-Ticket eingeführt wird. „Im Regionalverkehr rund um die Hauptkreuzungsbahnhöfe ist kein Platz für zusätzliche Züge“, sagte Berthold Huber, Bahn-Vorstand für Infrastruktur, der „Welt am Sonntag“. Da kann man aus einem Halbstundentakt keinen Viertelstundentakt mehr machen. „Die Infrastruktur ist dicht“, sagte Huber.
Kurzfristig könne man versuchen, einer möglichen Nachfragesteigerung mit mehr Sitzplätzen in den Zügen zu begegnen, „aber auch hier gibt es Grenzen“, sagte Huber. „Die Infrastruktur hat lange verziehen, aber jetzt ist sie an einem Punkt angelangt, an dem sie nicht mehr kann und die Situation auf den Kopf zu stellen droht“, warnte er.
Zu den Zugverspätungen sagte Huber: „Die Pünktlichkeit ist in diesem Jahr nicht akzeptabel.“ Ein großer Teil des Problems sei das „strukturell alternde“ Netz, dessen „Störanfälligkeit zunehme“. Es besteht ein Sanierungsstau von 50 Milliarden Euro.
Bis Anfang November hatten sich Bund und Länder nach langer Diskussion grundsätzlich auf die Finanzierung des „Deutschland-Tickets“ geeinigt. Der Bund stellt für das Ticket ab 2023 jährlich 1,5 Milliarden Euro bereit, um die Verluste auszugleichen, die Bundesländer steuern den gleichen Betrag bei. Darüber hinaus stellt der Bund ab 2022 zusätzlich 1 Milliarde Euro an Mitteln für den Erhalt und Ausbau des Nahverkehrs bereit, die jährlich um drei Prozent aufgestockt werden.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing will das Ticket im Januar nächsten Jahres einführen. Es hat jedoch kürzlich Aufmerksamkeit bei der Umsetzung gefordert. Der Starttermin ist daran geknüpft, dass die fachlichen Voraussetzungen erfüllt sind.